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„Jubelfeier für Rossini“ – so könnte man den rauschenden Premierenabend vom vergangenen Sonnabend im Freiberger Haus des Mittelsächsischen Theaters betiteln. Denn er ist an Lebendigkeit im Wechselspiel der Musik Rossinis in der Wiedergabe durch die Mittelsächsische Philharmonie, der Regieeinfälle und der Spiellust der Protagonisten schwer überbietbar…

Man könnte aber auch vom Geheimnis bzw. der Kraft von drei P sprechen – Power, Poesie und Pointen – sprechen, wie die künstlerische Koordinatorin Judica Semler auf der Premierenfeier aufmerksam machte. Dafür steht kongenial die Regiekunst von Barbara Schöne und die Ausstattung von Jeannine Cleemen. Schöne gibt dem Libretto von Cesare Sterbini nach Beaumarchais mit viel Tempi bei Liebe , Verführung, Intrigen wie Verleumdung die nötige Würze… Cleemen erzielt mit wenigen Teilen wirkungsvolle Handlungsorte und zudem ein frohes Farbenspiel- rot für das spanische Sevilla, Blau für den italienischen Himmel Rossinis?

Regisseurin Barbara Schöne und Ausstatterin Jeannine Cleemen lassen in einem sparsamen, aber sehr variablen Bühnenbild und den oft keineswegs edlen Charakteren angepassten Kostümen keinen Zweifel daran, dass es sich hier um Kunstfiguren handelt. Von Rossini und seinem Librettisten Cesare Sterbini (nach einer Vorlage von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais) eher schablonenhaft angelegt, geben Schöne und Cleemen ihnen auch einen psychologisch-sozialen Hintergrund, der die Handlung nie im Klamauk versinken lässt.

Ein buntes Sammelsurium von charakterisierender Kleidung und Perücken, angelehnt an historische Formen, aber mit Fantasie ausgeschmückt, präsentiert die Ausstatterin Jeannine Cleemen. Von Regisseurin Barbara Schöne wird diese Lust am Spielen aufgegriffen und den ganzen Abend mitreißend ausgelebt. Sie weiß genau und lässt es präzise spielen, wer wann wie zu wem steht. Aber sie genießt es auch, musikalische Nummern choreografisch aufzulösen, die Musik in Bewegung zu überführen, Situationen heiter zu brechen.

… Dafür hat Jeannine Cleemen eine Bühne gebaut, die die Welten von Sarastro, dem Beschützer des Edlen, und der Königin der Nacht trennt und doch vereint. Das geht ganz schnell und ist der große Vorteil bei den vielen Verwandlungen und Szenen, die die Oper abverlangt. Während die Königin der Nacht in einem Käfig lebt, steht Sarastro auf einem Podium, das nach zwei Seiten abgeschirmt ist und ein Dach hat. Erst spät, wenn es auf das Finale zugeht, wird der Käfig der Königin der Nacht in das Podium geschoben, sodass beide Spären vereint sind. Zwei Seiten einer Medaille.

Wie bringt man das Flair der Alpen ins flache Land? Die Inszenierung schafft das mit jeder Menge toller Ideen und einem rundum gelungen Bühnenbild. Jeannine Cleemen und Regisseur Stefan Wey setzen auf so etwas wie spartanische Opulenz. Alles ist stimmig, nichts wirkt überladen, viele Teile der Dekoration überraschen mit unerwarteten Funktionen.

Zauberhaft ist die Inszenierung allemal. Ute M. Engelhardt, die bereits bei „Cosifantutte“ und „Dialogues des Carmélites“ Großartiges auf die Aachener Bühne brachte, erschafft mit Bühnen- und Kostümbildnerin Jeannine Cleemen ein skurriles Oz-Universum. Wälder aus Fahrradfelgen, ein ausgedientes Klavier in einem hängenden Kornfeld und eine grandiose lebende Porzellanfigur, um nur einige der Bilder zu nennen, säumen Dorothys Weg zum großen Zauberer.

Nicht zuletzt dank einer sehr klugen Regiearbeit von Ute M. Engelhardt, die genau die Balance zwischen Witz und Ernsthaftigkeit hält und dank der adäquaten Kostüme, die von Jeannine Cleemen entworfen wurden, ist es eine rundum gelungene Produktion, die ein Publikum von acht bis über 80 Jahren begeistern kann.

Komponist Anno Schreier hatte ein Vorhaben: Es sollte eine Oper für alle Altersklassen werden. Das ist ihm auch gelungen. Zusammen mit der großartigen Inszenierung von Ute M. Engelhardt und den wirklich fabelhaften Kostümen und dem beeindruckenden Bühnenbild von Jeannine Cleemen konnten sie alle Menschen im Saal abholen, …

Großen Anteil an dieser suggestiven Wirkung haben die Ausstatter Jeannine Cleemen und Moritz Weißkopf, die mit zwei marmorgrauen Turmquadern und reduzierten Requisiten einen variablen, sinnhaften, akustisch tadellosen Raum für Orte und Dimensionen der Handlung herstellen. Die Turmfahrten zu den Zwischenmusiken sind eine Augenweide. Die bis heute große Aktualität des Stückes („Märtyrertode“ durch Sprengstoffgürtel sind Tagesgeschehen) wird nicht durch Hinzufügungen, sondern durch Weglassen verdeutlicht. Bühne und Kostüme von Jeannine Cleemen und Moritz Weißkopf – [ … ] – zeichnen sich durch Schlichtheit und Zeitlosigkeit aus. Einfache Gewänder, einem Ordenshabit ähnlich, und Kleidung für Chor und Volk aus verschiedenen Jahrhunderten und Moden, lösen das Geschehen aus dem historischen zeitlichen Rahmen. Zwei Türme, die immer wieder verschoben die verschiedenen Handlungsorte auf ansonsten sehr schlicht gehaltener Bühne andeuten, sorgen für wechselnde Perspektiven.

Erzählt wird die Geschichte zeitlos, wobei die eindrucksvolle Ausstattung, die das Kloster auch wie eine Art Gefängnis erscheinen lässt, genug Bezüge zum (für die Handlung unverzichtbaren) historischen Kontext erkennen lässt.

Das Bühnenbild transportiert mit seinen Requisiten, etwa der “schiefrunden Perle” (Schnecke) als getreuer bildlicher Übersetzung des Wortes “barocco”, die ebenso auf eine imaginierte helixförmige Treppe zwischen Erde und Himmel abzielen könnte oder des halbrunden Mondes als Sit- und Liegefläche, vielschichtigen Sinn – ebenso wie sich in der Agogik der Orchesterstimmen und der schauspielerischen Gestik besondere Merkmale der Barockoper entfalten.

Das überaus imposante und fantasievolle Bühnenbild (Christiane Hercher mit roten Schuhen), überwältigende Kostüme (Jeannine Cleemen) und nicht zuletzt das Ballett sowie die bestens aufgestellte Magdeburgische Philharmonie unter der Leitung des Japaners Tomohiro Seyama, in dieser Spielzeit Kapellmeister am Theater Magdeburg, machten aus diesem Musical ein Familienerlebnis der Sonderklasse für jedes Alter.

Es ist schlichtweg ein Wurf, was der Leiterin des Tanztheaters Erfurt als Choreographin und Regisseurin mit diesem „Hercules“ gelungen ist! Das fängt an bei der Bühne und den Kostümen der Ausstatter Jeannine Cleemen und Moritz Weißkopf an. In diesem archaisch geschlossenen Raum mit seiner geheimnisvoll abklappbaren Fassade im Hintergrund und dem Sandboden, der die mühelos zwischen allen Stilen wechselnden sechs Tänzerinnen und sechs Tänzer nie behindert, sondern gleichsam beflügelt, wird zwar an Heldentaten erinnert, doch vor allem geht es um die destruktive Kraft der Eifersucht.

Die beiden Strukturebenen Gesang und Tanz harmonierten, weil die Ausstatter Jeannine Cleemen und Moritz Weißkopf weich flutende Kostüme und sich nach und nach entknotende Bühnenbänder als Symbole schicksalhafter Verstrickung entwarfen, weil Videos lodernde Höllenflammen projizierten und weil die stahlgraue Bühnenmaschinerie beeindruckende Effekte wogender Meereswellen hervorzauberte. Die stärkste Wirkung, welche die auf ein Ziel hin ersonnene Ballett-Oper „Orpheus und Eurydike“ erreichte, ist die anrührende Sphäre schöner Bilder.

Die wahre Attraktion des Abends ist ohnehin die von Jeannine Cleemen und Moritz Weisskopf gestaltete Bühne, ein hölzern-luftiges Sommerhaus, das sich über Videos und Projektionen elegant und poetisch ins Jenseits verlängert.

Das Bühnenbild: zerschlitzte Leinwände und zwei Halfpipes, die sich zum Ganzen vereinen und in Teile zerlegen lassen, die zu erklimmen sind und sich in Rutschbahnen verwandeln können.

Die Bühne mit ihren beiden Schalen ist ein Bild der Welt, das sich öffnen, schließen, verzerren und neu gruppieren lässt.

Eine Pritsche, ein Tisch, ein Stuhl. Nacktes Metall, grau. Dazu eine braune Filzdecke, eine angeschlagene Blechtasse. Mehr braucht das Bühnenbild nicht, um die beklemmende Atmosphäre einer Zelle im ehemaligen Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen gegenwärtig werden zu lassen. In der Zelle sitzt Matthias Zeeb, im blauen Trainingsanzug aus Kunstfaser, dazu braun-karierte Filzpuschen.

Jeannine Cleemen und Moritz Weißkopf, von denen auch die gelungenen Kostüme stammen, haben ihr einen nüchtern anmutenden, dunkel ausgeleuchteten Einheitsraum auf die Bühne gestellt, dessen zentrales Element eine im Hintergrund aufragende riesige Hypnosescheibe bildet. Vor dieser wird Hoffmann im Laufe des Stücks einer immer intensiver werdenden Gehirnwäsche unterzogen und sein vom gnadenlosen Verfall bedrohtes Inneres wie ein offenes Buch vor den Augen des Auditoriums ausgebreitet. Dieses Instrument der Psychoanalyse ist gleichzeitig als Spiegel der Seele des etwas heruntergekommen wirkenden Dichters zu begreifen. Als Projektionsfläche seiner Befindlichkeiten reflektiert sie seine ständig zunehmende Einsamkeit. Wenn sie am Ende ihren Dienst versagt, wird deutlich, dass der Held mit seinem Spiegelbild auch seine Seele verloren hat.

Von dämonisch verschatteter deutscher Romantik, wie sie um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Pariser Bühnen stürmte, von Spuk, Alpträumen und dem Einbruch des Unwirklichen ist in Jeannine Cleemens und Moritz Weißkopfs Ausstattung, mit Ausnahme der leicht bizarren, etwas zirkushaft historischen Kostüme, nicht mehr viel übrig. Praktikable Bühnenmechanik, wie die riesige schwenkbare Platte, die Luthers Theke, gründerzeitliche Eisenornamentik für das Labor des Mechanikers Spalanzani und interessant gekippte Spielebenen für die Lagunenstadt abgibt, ist ein sparsamer Ersatz für die Fantasieprodukte des Stückes, dessen fantastische Elemente Markus Huber, Orchester, Chor und Extrachor auf dichte Weise auskosteten.

Ute M. Engelhardt hat mit ihrer Ausstatterin (Dorothee Joisten) und ihren Bühnenbildnern (Jeannine Cleemen, Moritz Weißkopf) die Inszenierung am Barock-Historischen ausgerichtet. Sie dient ganz dem Zweck des ästhetischen Amusements. Die Zuschauer sollen Vergnügen haben an malerischer Szenerie (die in Gotha besonders wirkungsvoll zu machen ist), an historisierenden Kostümen und am Tänzerisch-Pantomischen.

Regisseurin Ute M. Engelhardt und ihre Ausstatter haben sich freilich voll in den Dienst der Möglichkeiten dieses Hauses gestellt und mit leichter Hand geboten, was barockes Theater so zu bieten hat. Eine illusionistische Kulissenbühne, die auf eins-zwei zwischen Säulenrund und Nymphenwald wechseln kann. Wasserwogen aus wedelnden blauen Bodentüchern, auf denen man sich durchaus auch mit einem aus Zeitungspapier selbst gefalteten Boot retten kann, wenn es ernst wird.

Die Möbel sind weiß verhängt als stünde das Haus leer. Doch einige seltsame Gestalten treiben sich noch herum als William eintrifft, um seinen Jugendfreund Roderick Usher zu besuchen. Es ist alles andere als einfach, die beklemmende Atmosphäre, die Edgar Allan Poe in seiner Erzählung „Der Fall des Hauses Usher“ beschwört, auf die Bühne zu übertragen. Jeannine Cleemen und Moritz Weißkopf haben das in ihrer Ausstattung der gleichnamigen Oper von Philip Glass für das Theater Pforzheim mit wenigen Mitteln recht geschickt gelöst. Das Haus Usher, und damit sind sowohl die Familie als auch Gebäude gemeint, verschwindet unter weißen Laken.

Die Inszenierung besorgte Bettina Lell, der man, ebenso wie den Ausstattern Jeannine Cleemen und Moritz Weißkopf, Fantasiereichtum in der Realisierung attestieren kann. Die Möbel sind mit weißen Schonbezügen geschützt. Zwischenwände, auf die Videos von Christian Paulo projiziert werden, heben und senken sich. Die Vorhänge und die Deckenbeleuchtung werden vom Sturm bewegt. Das Ganze mutet, der Vorlage entsprechend, recht gespenstisch an.

Einen wesentlichen Anteil an der großartigen Adaption hat das Bühnenbild der beiden Erfurter Jeannine Cleemen und Moritz Weisskopf. Sie verknüpfen das virtuell-reale Geschehen durch praktische und witzige Bauten. Immer wieder blitzt unaufdringlicher Schalk auf, etwa wenn die Bücher des Königs Titel wie „Königsdramen“, „Bach“ oder „Hacke 2“ tragen. Die Bettwäsche des „großen Mannes“ ist mit einem alten Enzyklopädie-Auszug zu „Dezember“ bedruckt. Parallel erweisen die Theaterleute Dirk Bach ihre Reverenz, indem sie ihn per unveränderter Videoanimation als Fee und Traummännlein über die Leinwand schweben lassen. Da kann sich auch das Publikum ein paar Seufzer nicht verkneifen.

Die Inszenierung bezieht ihren Charme aus der verblüffenden räumlichen Lösung von Jeannine Cleemen und Moritz Weisskopf, die es erlaubt, die komplizierten Größenverhältnisse der Vorlage auf die Bühne zu übertragen. Denn alles muss ja den gerade einmal zeigefingerlangen König überragen, seien es die Teetasse, die Bücher, der Schreibtisch. Dies geschieht hier durch Filmprojektionen, die erstaunlich bruchlos in die realen Szenen auf der Bühne übergehen.

Doch hat Wöhler einen großen Anteil daran, dass sich der Melancholie-Schleier über diesem Abend nie ganz lüften will. Was auch an Olaf Mückes live hingezupften Gitarren- und Bass-Atmosphären liegt sowie am Bühnenbild von Jeannine Cleemen und Moritz Weisskopf: Bei ihnen wird die gesamte Bühne zu einer jener Kisten, in denen der kleine König seine Träume aufbewahrt, halb Wolkenhimmel, halb grüner Vorhang. Dazwischen schweben schräge Fenster, während sich neben der Schreibtischplatte ebenso riesenhafte Bücher stapeln, alte Lederbände mit Golddruck. Auf einem von ihnen steht Hacke, auf einem anderen Bach. Wahrscheinlich war das mal als witziger Verweis gedacht. Jetzt wirkt es, als sei dieser Abend Bachs Vermächtnis.

Die Vorlage zu „Lady Magnesia“, die nun in Erfurt die szenische Uraufführung erlebte, ist eine ins Absurde getriebene „Buffa“, die man aufgrund ihrer übersprudelnden musikalischen Formen auch als eine auf den Kopf gestellte Boulevard-Petitesse bezeichnen konnte. Jeannine Cleemen hatte diese Erkenntnis für ihre Ausstattung wortwörtlich übersetzt, indem sie das 50-minültige Stück umgekehrt, quasi auf der Zimmerdecke des Salons von oben nach unten spielen lässt, was für Regisseurin Barbara Schöne willkommene Vorlagen bot, das Verquere des Vierpersonen-Haushalts ins Extrem zu steigern.

Nicht aber in der surreal-skurrilen Inszenierung von Barbara Schöne. Sie steigert am Schluss den schwarzen britischen Humor noch auf makabre Art und lässt die Lady hinter einer „zerfließenden“ Tür (Salvador Dali lässt grüßen!), die sich als Sargdeckel erweist, von ihrem Ehemann ins Jenseits befördern, nachdem er vorher das Dienstmädchen getötet hat. Aber auch der Lord fährt am Ende zur Hölle. Die zum Stück passende surrealistische Ausstattung – alle Objekte, wie Tisch, Sesseln, Fensterrahmen, Statue, hängen verkehrt, Schminktisch und Bett der Lady werden vom Dienstmädchen mit einem Laserstift auf Wand und Boden gezeichnet – stammt von Jeannine Cleemen.

„Lady Magnesia“ heißt dieses kleine, aber feine jüngste Erfurter Ausgrabungsschmuckstück. Es dauert keine 50 Minuten, lohnt sich aber allemal. Und das auch wegen der witzig-präzisen Inszenierung von Barbara Schöne. Die surreal kopfstehende Ausstattung von Jeannine Cleemen scheint dabei von Dali und von „Arsen und Spitzenhäubchen“ inspiriert zu sein. Hier steht nämlich alles auf dem Kopf oder ist zumindest ziemlich schräg.

Die moderne Musik, die sonderbare Geschichte und nicht zuletzt das aufwendige Bühnenbild machen diese Inszenierung zu etwas Außergewöhnlichem.
Dafür steht nicht zuletzt die Bühne. Die Bühnenausstatterin Jeannine Cleemen setzt der Inszenierung wahrlich die Krone auf. Ist die Geschichte der Oper schon einigermaßen speziell, so tut das Bühnenbild das Übrige dazu. „Wir haben einfach alles auf den Kopf gestellt. Die Stuckdecke ist unten, Türen und Fenster sind verkehrt herum und über den Köpfen der Darsteller baumeln Stühle und Tische“, erklärt die freischaffende Ausstatterin.

Mit einem zum Träumen schönen Bühnenbild schuf Jeannine Cleemen orientalisches Flair voller Augenzwinkern. Das Kulissenzentrum wird dominiert von einer Art Wundertorte, die als Turtelbett und Thron, Burgverlies und Brunnen taugt und eine hinreißende Turbanwickeltechnologie ermöglicht, wo sich Johannes Geißer als Kalif zum guten Herrscher wandeln darf.

Ein Vergnügen fürs Publikum ist sie in jedem Fall. Nicht nur, dass die Produktion die Operntauglichkeit von Bachs Arien und Duetten unter Beweis stellt – hat daran jemand gezweifelt? -, sie ist bis ins Detail liebevoll gemacht. Die Ausstattung kann man nicht genug loben. Jeannine Cleemen verwandelt die Studiobühne mit bedruckten Vorhängen in die moderne Variante eines barocken Kulissentheaters; zwischen Formschnitt-Hecken und Philosophenstube lieben, täuschen und tricksen die handelnden Personen, beobachtet von Gärtner Cecco (Marwan Shamiyeh), der sich sein Schweigen bezahlen lässt.

Im halbrunden Raum (Bühne: Jeannine Cleemen) entstehen durch bedruckte Prospekte Irrgärten und grüne Flure Versailler Art. Intrigenspiel, Prüderie und Triebhaftigkeit sowie die Bestechlichkeit der Dienerschaft stellt Bettina Lell im Liebes-Labyrinth an den Pranger, und nimmt es auch mit Amor-Engeln und Schäferinnen auf.

Ein Appell an die Tierliebe der Kinder steckt ganz gewiss in dem 65-minütigen und in Frankreich sehr bekannten Theaterstück. Ausstatterin Jeannine Cleemen zaubert unter anderem ein singendes Sofa, eine swingdancende Teekanne, quakende Laubfrösche sowie ein in wilden Koloraturen loderndes Feuer auf die Bühne.

Die zwangsneurotische Grundbefindlichkeit hat Jeannine Cleemen (Ausstattung) in einer leer anmutenden Bühnenwand gespiegelt, die sich als perfides Ordnungssystem entpuppt: Aus unzähligen Schubladen und Fächern quellen amorphe Objekte der Begierde, die man wie fortwährend kreisende Gedanken geräuschvoll zurückstopfen kann.

Alle, auch die ins Spielgeschehen integrierten Musiker Cornelia Schönherr (Trompete), Jens Olaf Buhrow (Klavier) und Peter Gotterbarm (Percussion), gaben ihr Bestes und werteten in der auf der Studiobuhne wie am Schnürchen ablaufenden Inszenierung von Patrick Bialdyga das harmlose Westernmärchen auf. Spielwitz, originelle Ausstattung (Jeannine Cleemen) sowie die Nähe zu Indianern, Saloon, Marterpfahl und Pferd Henry lohnen auf jeden Fall einen Besuch.